FEV Forest EcoValue – Unterstützung vielfältiger Wald-Ökosystemleistungen durch Entwicklung von Märkten für Grünes Wirtschaften und Wertschöpfungsketten

Das Projekt Forest EcoValue zielt darauf ab, nachhaltige Geschäftsmodelle und Zahlungssysteme für Ökosystemleistungen von Wäldern in den Alpenregionen zu entwickeln durch die Ökosystemleistungen bewusst gemacht, erfasst und wertgeschätzt werden.
Das Projekt wird vom Interreg-Alpenraumprogramm kofinanziert und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert.
Auftraggeber: | Europäische Union im Rahmen des Interreg-Programms Alpine Space und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) |
Fördermittel: | Gesamte förderfähige Kosten: 2.476.073 € Unterstützung aus EU-ERDF-Mitteln: 1.857.055 € Fördersumme BMUV: 75.112,50 € |
Bearbeitungszeitraum: | 01/11/2022 – 31/10/2025 |
Untersuchungsraum: | Alpenraum und Pilotregion Tegernseer Tal |
Auftragnehmer: | ifuplan Institut für Umweltplanung und Raumentwicklung |
Aufgabenstellung
Wälder spielen eine Schlüsselrolle bei der Minderung der Klimawandelfolgen, da sie CO2 speichern. Wälder stellen zahlreiche Ökosystemleistungen bereit, die die Resilienz der Alpenregion gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels stärken. Dazu gehören beispielsweise sozioökonomische Nutzen, wie die Verringerung der Luftverschmutzung durch Filterung von Schadstoffen und Feinstaub, der Erhalt der biologischen Vielfalt durch Bereitstellung von Lebensräumen oder die Regulierung extremer Wetterereignisse und die Eindämmung der Bodendegradation. Darüber hinaus kann die Verwendung neuer forstwirtschaftlicher Materialien oder Energieströme als Ersatz für fossile Energieträger, erhebliche Vorteile für das Klima haben.
Alpine Wälder sind durch die Nutzungsaufgabe in ländlichen Räumen, den Klimawandel und die Verschlechterung ihrer Standortbedingungen bedroht. Dies alles kann zu einer allmählichen Verarmung der natürlichen Ressourcen und folglich zu einem Rückgang der Wald-Ökosystemleistungen führen. Als Folge sind die Kosten für die Waldbewirtschaftung für private und öffentliche Waldbesitzer hoch. Die öffentlichen Fördermittel und die Einnahmen aus den traditionellen Holzwertschöpfungsketten allein stellen in Bergwäldern häufig keine ausreichende wirtschaftliche Grundlage mehr dar. Demzufolge ist die Erschließung zusätzlicher wirtschaftlicher Einkommensquellen notwendig.
Geplante Ergebnisse
Das Projekt konzentriert sich auf eine Auswahl von Ökosystemleistungen:
- Versorgungsleistungen (z. B. Produktion von Biomasse, Rohstoffen und biobasierten Chemikalien),
- Regulierungs- und Erhaltungsleistungen (z. B. Schutz der biologischen Vielfalt, Verringerung natürlicher Risiken und Bindung von CO2),
- Kulturelle Leistungen (z. B. Erholung, Lebensraumerfahrung und menschliche Gesundheit).
Auf Grundlage der ausgewählten Wald-Ökosystemleistungen (Wald-ÖSL) wird das Projekt:
- Ausgewählte Ökosystemleistungen von Wäldern erfassen, analysieren und in Karten darstellen
- das wirtschaftliche Potenzial dieser Ökosystemleistungen identifizieren und abschätzen
- Mögliche Geschäftsmodelle und Rahmenbedingungen für Märkte basierend auf diesen Ökosystemleistungen vorschlagen
- Ausgewählte Geschäftsmodelle in den Reallaboren unter Einbeziehung lokaler Interessensgruppen prüfen
- Innovative Strategien gemeinsam mit lokalen Interessensgruppen erarbeiten, um die Bewirtschaftung alpiner Wälder, die Märkte für Wald-ÖSL und grüne Wertschöpfungsketten zu fördern
- Übertragbare Forschungsmethoden, Instrumente zur Monetarisierung, Geschäftsmodelle und Politikempfehlungen verbreiten
- Fortbildungskapazitäten in den Reallaboren sichern
Die vorgeschlagenen Lösungen werden in einem Netz aus 5 Reallaboren in jedem Partnerland (Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien und Slowenien) getestet.
Arbeitspakete
Arbeitspaket 1: Entwicklung eines ökologischen & wirtschaftlichen Rahmens
- Zwei miteinander im Austausch stehende Arbeitsgruppen befassen sich mit der biophysikalischen und wirtschaftlichen Erfassung von Wald-Ökosystemleistungen und erarbeiten einen gemeinsamen Vorschlag für die Verwaltung von Daten und Forschungsmethoden sowie für die Schaffung eines effektiven Marktumfeldes für ausgewählte Wald-Ökosystemleistungen.
Arbeitspaket 2: Erprobung des Marktumfeldes in einem Netzwerk aus 5 Reallaboren
- Übertragbare Leitlinien und Instrumente für den Aufbau öffentlich-privater Märkte für die ausgewählten Wald-Ökosystemleistugnen in alpinen Gemeinden.
- Regionale Fahrpläne, die von den Interessensgruppen in den Reallaboren erarbeitet werden sollen.
- Bewertung der regionalen Durchführbarkeit der Empfehlungen in den Reallaboren.
Arbeitspaket 3: Verbreitung von validierten Instrumenten und Politikempfehlungen
- Multiregionaler und mehrstufiger politischer Dialog über die Möglichkeiten von Wald-Ökosystemleistungsmärkten.
- Kurzbeschreibungen für die Politik zur Entwicklung von waldbasierten Wertschöpfungsketten im Alpenraum.
- Regionale Workshops zum Aufbau von Fortbildungskapazitäten in jedem Reallabor, die sich an Waldbesitzer, Unternehmen und öffentliche Behörden richten.
- Online Sommer-Akademien für kleine und mittelständische Unternehmen und öffentlich-private Organisationen im Alpenraum.
Das Reallabor
Im Projekt Forest EcoValue spielt die aktive Einbindung von Stakeholdern eine große Rolle. Die Umsetzung des Partizipationsprozesses erfolgt dabei in sogenannten Reallaboren. Dabei handelt es sich um Experimentierräume, in denen Stakeholder aus Forschung, Praxis oder Zivilgesellschaft zusammenkommen, um gemeinsam an nachhaltigen Konzepten oder innovativen Ideen zu arbeiten (BMWK 2019).
Das Reallabor von ifuplan liegt in unserem Pilotgebiet Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach. Das Gelände ist mit einem Anteil von 53 % der Gesamtfläche bewaldet und hauptsächlich von Bergmischwäldern aus Fichte, Tanne und Buche geprägt. Mit einem Anteil von 60 % ist die Fichte dabei die Hauptbaumart, gefolgt von der Buche mit 15 %, sonstigem Laubholz mit 11 % und Tanne mit 6 %. Rund 41 % des Waldes befinden sich in staatlichem Besitz, 4 % gehören den Gemeinden und mehr als die Hälfte ist in Privatbesitz (55 %). Der Wald im Reallabor spielt eine große Rolle als Rohstofflieferant und dient vielen Besitzer*innen als wichtiges Nebeneinkommen (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen 2024).
Das Reallabor liegt in beliebten Wandergebieten wie dem Isarwinkel oder dem Tegernseer Tal und wird von vielen Wegen und Almen durchzogen. Neben der Holzproduktion und dem Erholungswert des Waldes sind Ökosystemleistungen wie die CO2-Speicherung, die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, der Schutz vor Naturgefahren oder die Bereitstellung von Lebensräumen für Wildtiere und Pflanzen von besonderer Bedeutung.

Quelle: Andrea Emmer / ifuplan
Ablauf des Reallabors:
Unser Reallabor gliedert sich in folgende vier Phasen (siehe Abbildung unten):
- Entdecken
- Umsetzungsplanung
- Umsetzung
- Bewertung
Innerhalb jeder Phase erfolgt die Partizipation der Akteure in gemeinsamen Workshops. Hier sollen durch transdisziplinäre Dialoge zwischen den Akteuren (bspw. Waldbesitzer*innen, Gemeinde – und Stadtverwaltungen, Politik, Verbände, Dienstleistungs, – Gesundheits -, Energie- oder Tourismussektor, Forschung und Lehre) gemeinsam neue Ideen und Wertschöpfungsketten für Waldökosystemleistungen im Alpenraum erarbeitet werden. Durch eine umfassende vorangegangene Analyse der Ausgangsbedingungen und die aktive Einbindung und Befragung unserer Akteure können wir so geeignete Konzepte für Waldökosystemleistungen entwickeln und deren Machbarkeit reflektieren und bewerten.

Quelle: ifuplan
Projektpartnerschaft
Das Projekt Forest EcoValue bringt Partner aus fünf europäischen Ländern zusammen und umfasst zehn Organisationen mit unterschiedlichen und sich ergänzenden Kompetenzen: Kartierung von Ökosystemleistungen, Waldbewirtschaftung, grüne Wertschöpfungsketten, Umweltökonomie, Finanzmodellierung, politische Analysen und Trainings.
- Finpiemonte SpA – Regionale Finanz- und Entwicklungsagentur (IT) Koordinatorin
- FLA – Lombardische Stiftung für die Umwelt (IT)
- Lombardischer Verband für Grüne Chemie (IT )
- Holzcluster Steiermark (AU)
- Universität Graz (AU)
- Slowenische Forstverwaltung (SI)
- ifuplan Institut für Umweltplanung und Raumentwicklung (DE)
- INRAE Nationales Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (FR)
- Regionales Zentrum für Waldeigentum Auvergne-Rhône-Alpes (FR)
- Nationales Forstamt Frankreich (FR)
Links
- Forest EcoValue Projekt Homepage
- Forest EcoValue LinkedIn
- Meldung: Erfolgreiche FEV Plenarsitzung in Graz – ifuplan
- Pressemitteilung: Verantwortungsvolle Geschäfte mit naturnahen Wäldern
Quellen
- Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen (2024): Unser Wald im Amtsbereich, (Zuletzt abgerufen am: 02.04.2024)
- BMWK (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) (2019): Freiräume für Innovationen. Das Handbuch für Reallabore. Berlin/Frankfurt